Gemeinsam Geben – Hali Lees Plädoyer für mehr Wir in der Philanthropie 

Sie suchen in diesem Sommer in Sachen Spenden und Stiften nach Inspiration? Wenn dem so ist, dann lesen Sie das Buch „The Big We: How Giving Circles Unlock Generosity, Strengthen Community, and Make Change“ (2025) von Hali Lee.

Publisher: Zando - Buchcover "The Big We" von Hali Lee

Hali Lees Plädoyer für mehr Wir in der Philanthropie

Buchbesprechung von Michael Seberich

Lee nimmt die Leser*innen mit auf eine persönliche, emotionale Reise in die Welt der Philanthropie. Sie erzählt davon, wie das kollektive Geben der Klebstoff unter Freund*innen, die Stütze lokaler Zivilgesellschaft und ein wirkungsvoller Beitrag zur Stärkung der Demokratie als Lebensform sein kann. Wenn Sie keine Zeit für das Lesen des Buches haben, lade ich Sie zu einer Kurzreise in die Welt der Giving Circles ein – oder, nicht ganz so poetisch formuliert: zum Lesen dieser knappen Buchbesprechung.

Was sind Giving Circle?

In Giving Circles kommen Menschen zusammen, die ein Interesse an bestimmten gesellschaftlichen Themen teilen und gemeinsam dafür Geld spenden möchten – mit dem Ziel, ihren Einzelspenden eine größere Wirkung zu verleihen. Lee beschreibt anhand eigener Geschichten, wie solche Zirkel von Spender*innen entstehen, wie sie zeitlich ablaufen und wie und wofür diese am Ende geben.

Hali Lee, deren Eltern als Flüchtlinge aus Korea in die USA eingewandert sind, exploriert die unterschiedlichsten kulturellen Traditionen des Gebens von Einwanderer*innen in den USA. Vom indonesischen arisan über das koreanische geh bis zur lateinamerikanischen tanda zeigt die Autorin, dass Giving Circle auf verschiedensten kulturellen Konzepten des gemeinsamen Sparens und Gebens aufbauen.

Die in dem Buch genannten Zahlen mögen überraschen: In den USA sind mehr als 4.000 Giving Circles aktiv, die von 2017 bis 2023 mehr als 3,1 Milliarden US‑Dollar gegeben haben. Bemerkenswert ist dabei, dass in 84 Prozent dieser Giving Circles mehr als die Hälfte der Engagierten Frauen sind. 60 Prozent der Giving Circle bestehen sogar ausschließlich aus Frauen.

Die Vielfalt der Menschen, die sich im Rahmen solcher „Kreise des Gebens“ in den USA engagieren, ist bemerkenswert. Lee hat selbst den Asian Women Giving Circle mit initiiert und das Donor of Color Network sowie die Organisation Philanthropy Together mitbegründet – eine Art Kompetenzzentrum für Giving Circle in den USA. Sie erweckt diese Organisationen durch die sehr persönliche Geschichte von Geber*innen zum Leben.

Jetzt werden sich viele fragen, wie dieses Buch in die aktuellen Diskurse zur Politik in den USA passt. The Big We ist ein kleines Zeugnis der Hoffnung. Im Sinne des französischen Publizisten Alexis de Tocqueville zeigt es, wie lokale Zivilgesellschaft in den USA gestaltet wird, wie die Bürger*innen mitreden und -gestalten. Es geht Lee um die Stärkung der Zivilgesellschaft, um den Einsatz für Gerechtigkeit durch gemeinsames Handeln.  Die Geschichte des Giving Circles „The States Projects“ zeigt dies eindrücklich: Diese Initiative verdeutlicht, wie gemeinsames gesellschaftliches Engagement politische Diskurse mitgestalten kann.

The Big We enthält biographische Passagen, erzählt von Veränderungen in der US‑Gesellschaft und ist zugleich ein Handbuch für alle, die selbst durch einen Giving Circle aktiv werden wollen. Das Buch bringt eine zivilgesellschaftliche Stimme in den USA zu Wort, die den Sommer ein wenig heller erscheinen lässt.

Anmerkung: Da wir selbst mit mehreren Initiativen zu Giving Circles aktiv sind, bin ich vermutlich ein wenig voreingenommen, was Lees Buch betrifft. Wir erleben selbst in Deutschland, wie Giving Circle Menschen auf eine Reise des gesellschaftlichen Engagements mitnehmen. Dafür ist unser Podcast ein schönes Hörerlebnis. Probieren Sie es doch selbst einmal aus!