Helmut Seidenbusch im Interview: Wie die Wider Sense TraFo sozialen Wandel vorantreibt

Seit Anfang des Jahres hat Helmut Seidenbusch die Geschäftsführung der Wider Sense TraFo übernommen. Der Kultur- und Stiftungsmanager ergänzt dabei die TraFo um seine wertvolle Erfahrung in den Bereichen Kultur und Bildung und hat besondere Pläne für das Jahr 2023. Wir stellen den neuen Geschäftsführer im Interview vor und geben Einblicke in die Arbeit sowie Zukunft der Wider Sense TraFo gGmbH.

Ein Beitrag von Lukas Kolig

Lukas Kolig: Lieber Helmut, kannst Du uns einmal durch deinen beruflicher Hintergrund führen? Wie fing alles an, was waren Deine wichtigsten Stationen bis hier hin? 

Helmut Seidenbusch: Als Musiker komme ich direkt aus der Praxis. Ich habe Gesang und Chorleitung studiert und etwa 15 Jahre international als Opern- und Konzertsänger gearbeitet. Nach meinem Studium im Theater- und Orchestermanagement war ich als Disponent und Produktionsleiter im Theaterbetrieb, habe die Musikvermittlung eines großen Festivals aufgebaut, um dann schließlich in meiner eigenen Künstleragentur auch die Themenfelder künstlerische Planung und Projektmanagement zu übernehmen.

Meine Erfahrung aus der Praxis hat sich dann angereichert mit den Bildungsthemen, die dahinterstecken. So etwa durfte ich bei der Bertelsmann Stiftung den Themenbereich der Musikförderung und kulturellen Bildung leiten. Bei meiner letzten Station vor Wider Sense, der Stiftung Mercator, konnte ich als Leiter des Bereichs Kulturelle Bildung viele spannende Projekte umsetzen und dadurch einen wirkungsvollen Beitrag für die Themenfelder leisten, die mir am Herzen liegen: Kultur und Bildung.

Wie kamst Du letztendlich zu Wider Sense?

Wider Sense und Wider Sense TraFo waren während meiner Zeit bei der Stiftung Mercator äußerst wichtige Partner für meine Arbeit. Wider Sense TraFo hatte das sehr große und für mich auch sehr wichtige Projekt „Kreativpotentiale im Dialog“ übernommen und Wider Sense war für einige unserer großen Projektpartner als Berater und Umsetzer tätig. Dadurch ergab sich, insbesondere mit meiner Vorgängerin Ulrike Sommer und Stephan Dorgerloh, ein sehr vertrauensvolles und produktives Arbeitsverhältnis. Als Wider Sense dann mit dem Angebot auf mich zukam, war ich sehr froh darüber, dass sich diese Zusammenarbeit fortsetzt – und das mit einer noch höheren Intensität.

Worin genau siehst Du die Aufgabe der Wider Sense TraFo? Was macht die TraFo aus? 

Die Wider Sense TraFo, das ist die zu Wider Sense gehörige NGO, also ihr gemeinnütziger Projektträger. Die Arbeit dreht sich also analog zu Wider Sense um gesellschaftlichen Wandel und Weiterentwicklung im zivilgesellschaftlichen Sektor. Wir als Trafo unterstützen die Förderpartner*innen, mit denen wir zusammenarbeiten, operativ bei ihren Vorhaben. Das sind Partner*innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Verwaltung, aber eben auch im Kunstbereich oder im Stiftungssektor. So kommen die beiden Elemente Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung zusammen, und das sind, wenn man es genau nimmt, zwei Seiten der gleichen Medaille.

“Es geht immer darum, zivilgesellschaftliche Ziele zu erreichen, und das mit der entsprechenden Fokussierung auf die Themen Wirkung und Wirkungsmessung.”

Wie und in welchem Rahmen gestaltet die Wider Sense TraFo sozialen Wandel?

Der gesteckte Rahmen für Trafo ergibt sich aus der Zielerarbeitung mit dem/der jeweiligen Förderpartner*in. In diese Arbeitsbeziehung bringen wir unser „know how“ von komplexem Projektmanagement sowie unser Wissen über Wirkungsorientierung ein und haben eine streng partizipative Arbeitsweise – nämlich im Hinblick auf die Förderbeziehung und die anvisierte Zielgruppe. Wir sind thematisch dabei sehr offen und auch in der Lage, zum Beispiel für die öffentliche Verwaltung Projekte so umzusetzen, dass letztlich aus einer politischen Idee auch konkrete Maßnahmen und Förderleistungen für die Zivilgesellschaft werden.

Was können wir 2023 von der Wider Sense TraFo erwarten? Welche Schwerpunkte sind gesetzt? 

Im Jahr 2023 will die Wider Sense TraFo, als effizienter Akteur für wirkungsorientierte Maßnahmen der Zivilgesellschaft, neue Partner*innen gewinnen. Unsere Schwerpunkte liegen dabei wie gesagt auf unseren inhaltlichen Kernthemen Bildung, kulturelle Bildung, Kunst und Kulturbetrieb sowie natürlich allgemein zivilgesellschaftliches Engagement. Diese ergänzen wir dann vor allem um die Bereiche Digitalisierung und Nachhaltigkeit, da eine Wechselwirkung in allen diesen Themenfeldern ja immer gewünscht und gegeben ist.

Und zu guter letzt: Was ist eigentlich Deine ganz persönliche Motivation für gesellschaftliches Engagement? 

Ich habe am Anfang unseres Gespräches beschrieben, dass ich aus der Kunst und der künstlerischen Arbeit komme, die, das muss man dazu wissen, sehr auf die eigene Person fokussiert ist. Erst als ich im Rahmen meiner Arbeit Bildungsthemen miteinbezogen habe, ist die gesellschaftliche Bedeutung und Wirkungsweise der Kunst auch nochmal für mich greifbar und offenbar geworden. Damit erwachte mein persönliches Interesse am gesellschaftlichen Engagement und wie man das professionell umsetzen kann.

 „Es entsteht ein Momentum der Veränderung, wie wir es oft in der Kunst erleben. Auf die Zivil­ge­sell­schaft übertragen, liegt darin ein ganz besonderes Potential, das wir nutzen sollten.“

Das ist noch einmal eine ganze andere Qualität von Arbeitszufriedenheit. Von dem Selbstreferentiellen weg, hin zu einer viel allgemeiner formulierten und gesellschaftlich wirksameren Dimension. Das war eigentlich das Zufriedenstellende und ein Prozess, der sich letztlich über eine komplette Berufskarriere weiterentwickelt hat und wahrscheinlich auch noch nicht zu Ende ist.

Helmut Seidenbusch_Wider Sense TraFo
Helmut Seidenbusch leitet bei uns den gemeinnützigen Projektträger Wider Sense Trafo. Rund um seine inhaltlichen Schwerpunkte Kultur, Bildung, gesellschaftliche Wirkung und als erfahrener Stiftungs- und Kulturmanager kümmert er sich gemeinsam mit seinem Team um die Umsetzung und Implementierung von zivilgesellschaftlichen Projekten im Auftrag und in Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus Stiftungslandschaft, öffentlicher Verwaltung und Unternehmen.