Jung und einsam - internationale Perspektiven für ein neues politisches Handlungsfeld

Aktuelle Studien zeigen, dass junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren eine der am stärksten von Einsamkeit betroffenen Gruppen weltweit sind. Für die Liz Mohn Stiftung und Bertelsmann Stiftung haben wir untersucht, wie andere Länder Jugendeinsamkeit bekämpfen. Aus der Recherche und den Interviews leiten sich zehn Handlungsempfehlungen für die Politik in Deutschland ab.

Die Bekämpfung von Einsamkeit junger Menschen als neues Handlungsfeld von Politik

Einsamkeit ist eine immer größere gesellschaftliche Herausforderung. Studien zeigen, dass insbesondere junge Menschen (16 bis 30 Jahre) einsamer sind als andere Altersgruppen. Einsamkeit ist erst seit wenigen Jahren ein Feld der politischen Interventionen und der Fokus lag zunächst darauf, die Einsamkeit von älteren Menschen zu reduzieren.
Dieses Impulspapier untersucht, welche politischen Ansätze international existieren, um die Einsamkeit jüngerer Menschen zu verringern.

Dazu liefert dieses von der Bertelsmann Stiftung und der Liz Mohn Stiftung initiierte und von uns verfasste Impulspapier einen wertvollen Beitrag. Wir haben systematisch Strategien und Angebote gegen Einsamkeit in verschiedenen Ländern in und außerhalb von Europa untersucht und verglichen. Die Erkenntnisse zeigen, dass wir viel von anderen Ländern lernen können. Wir führten dabei Interviews mit Expert*innen in Finnland, Großbritannien, Japan, Kanada, den Niederlanden und Südkorea im Feld durch.

Sie zeigen aber auch, dass anderswo das Patentrezept gegen Einsamkeit ebenfalls noch nicht gefunden wurde, denn in den meisten untersuchten Ländern stehen die Entwicklung und Umsetzung konkreter Strategien – ähnlich wie hierzulande – noch sehr am Anfang. Der Bericht macht darüber hinaus deutlich, dass Lösungsansätze anderer Länder nicht blind übernommen werden sollten. Vielmehr gilt es, solche Ansätze auszuwählen, deren Wirksamkeit belegt ist, und sie auf den deutschen Kontext so zu übertragen, dass unsere rechtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Besonderheiten berücksichtigt werden. Dieses Papier legt dafür den Grundstein. Der nächste Schritt ist nun die Handlungsempfehlungen aus diesem Impulspapier umzusetzen.

Jung und einsam. Internationale Perspektiven für ein neues politisches Handlungsfeld

In allen untersuchten Ländern sind junge Menschen die einsamste Bevölkerungsgruppe. Um Einsamkeit zu reduzieren, sind vor allem zivilgesellschaftliche Akteur*innen aktiv. Auch nationale Regierungen fangen an, Jugendeinsamkeit als gesellschaftliches Problem zu erkennen und politische Maßnahmen zu entwickeln. Ein Großteil der untersuchten Länder ist dabei, eine politische Strategie gegen Einsamkeit zu entwickeln oder zu implementieren. Maßnahmen für junge Menschen finden dort unterschiedlich stark ausgeprägt ihren eigenen Platz.

Vor allem Großbritannien hat früh eine politische Strategie mit ausgearbeiteten Maßnahmen gegen die Einsamkeit junger Menschen entworfen. Aber auch in den anderen Ländern finden sich lohnende Ansätze, Best-Practice-Projekte und Wünsche an die Politik.

Folgende Handlungsempfehlungen lassen sich für die Entwicklung und Umsetzung einer wirkungsvollen Policy zur Reduzierung von Jugendeinsamkeit ableiten:

10 Handlungsempfehlungen aus internationalen Perspektiven

  1. Wissensbasis: Das Phänomen Einsamkeit junger Menschen genauer verstehen
  2. Partizipation: Junge Menschen und andere relevante Akteur*innen aktiv beteiligen
  3. Aufmerksamkeit: Digitale und analoge Wege zu jungen Menschen finden
  4. Leadership: Dem Thema politisches Gewicht und ein Gesicht geben
  5. Integration: Maßnahmen sektorenübergreifend ausrichten
  6. Verantwortung: Ziele und Zuständigkeiten klären
  7. Loslegen: Mit Pilotprojekten ins Tun kommen
  8. Prävention: Der Einsamkeit vorbeugen, bevor sie entsteht
  9. Qualität: Prüfen, was gegen Jugendeinsamkeit wirkt
  10. Verstetigung: Maßnahmen strukturell verankern

Das Ziel des Impulspapier ist es, nicht nur Denkanstöße zu geben, sondern insbesondere konkrete Implemtierungen anzustoßen.

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